die gute Nachricht zuerst, das Buch ist fertig. Eigentlich.
Uneigentlich fühle ich mich aber noch unwohl mit der ganzen Sache und irgendwie bin ich noch nicht zufrieden. Oder anders gesagt: Ich hab das Gefühl ich muss da nochmal ran!
Während ich also nach und nach mein Leben auf die Reihe kriege (naja, ich versuch es) und versuche Vergangenes hiner mir zu lassen, ist das Buch ein Stück buchgewordene Vergangenheit. Ab da beginnt dann auch das Dilemma...
Als kleine Entschuldigung veröffentliche ich jetzt einfach noch einen Text aus dem Buch ... über das Buch.
Bitteschön:
Icarus#3 - A New Dawn
Last but not least...das Ende.
Zu jedem Ende bietet sich ja in erster Linie ein Rückblick an.
So etwas tragendes, mit leicht melancholischer Musik und einem selbstkritischen Impetus.
Irgendwie stehe ich da ja nicht so drauf, aber wenn es doch der gute Anstand und die Chronistenpflicht gebieten will ich mich dem gerne fügen.
Dieses Buch zu schreiben war ein sehr aufregende Zeit. Im wirklichen Sinne. Ich habe mich viel aufgeregt, geschimpft, geflucht, verteufelt und die Pest an den Hals gewünscht. Hat es was gebracht? Eher nicht.
Ich würde es zwar jederzeit wieder tun und Zorn bleibt nach wie vor einer meiner größten Antriebe, jedoch ist es nicht mehr mein einziger. Anscheinend ist es gesünder, sich nur kurz aufzuregen (garnicht aufregen ist wahrlich ungesund, irgendwann platzt es dann eh aus einem heraus) und es dann einfach zu ändern. Auch wenn dies in letzter Konsequenz eine gewisse Herzlosigkeit von Nöten macht.
Das Beispiel, welches mir direkt einfällt, ist dann wohl mein Vater. Er hat den Text nie gelesen, hat die Zwischentöne nie bemerkt und anscheinend ist es ihm auch garnicht so richtig aufgefallen, dass ich seit Jahren nicht mehr mit ihm spreche. Okay, da tue ich ihm Unrecht, aber zumindest ist er bis heute noch nicht auf die Idee gekommen, dass es etwas mit ihm zu tun haben könnte.
Wenn mich jemand nach meinem Vater gefragt hat und ich (da ich ja nicht jedem sofort alles erzähle) kurz erklärt habe, dass ich mit ihm keinen Kontakt haben will, da er mir nicht gut tut und alles in allem eine Last für mich ist gucken die Leute einen schon sehr kritisch an und man kann hören wie sie einem Herzlosigkeit und Kälte vorwerfen.
Glücklicherweise habe ich es inzwischen perfektioniert die Meinungen und Gedanken anderer zu ignorieren und seit ich meiner Heimat den Rücken gekehrt habe muss ich auch viel weniger erklären, einfach weil ich Menschen begegne, die nicht nur an alte Geschichten denken. Anscheinend ist es ein Problem von Menschen die einen lange kennen, Veränderungen wahrzunehmen. Wie ließe es sich anders erklären, dass meine Mum mich immernoch so behandelt als wäre ich 14 und knallhart alle Veränderungen (gute wie schlechte) ignoriert, die seitdemstattgefunden haben?
Inzwischen haben sich meine Eltern getrennt und während es meiner Mutter von Tag zu Tag besser geht ist mein Vater immernoch auf Standpunkt er habe ja schließlich nichts falsch gemacht...Manches ändert sich wohl nie.
Was hat sich rückblickend mit diesem Buch geändert? Nichts. Die Welt und all ihre Bewohner sind weiter Spielball des Schicksals, nur das man heute weiß, dass man es weder verstehen noch beeinflussen kann...
Was sich bei mir geändert hat? Weniger als gehofft. Ich bin grau geworden, in jeder Hinsicht, die man sich vorstellen kann. Ich verstecke mich hinter Büchern, Ausreden und Floskeln um mein Selbst eingesperrt zu halten. Ich habe wohl zu viel Angst davor wenn es herausbricht und seinen Hass über die Welt bringt.
Man mag jetzt sagen, dass der Hass unberechtigt ist, schließlich hat sich doch alles zum Guten gewandt...Familie, Haus, Erfolg,... aber all das macht das Vergangene nicht ungeschehen. Mir fehlt die Gabe es einfach zu akzeptieren, hinzunehmen und dann abzuschließen.
Die Reise in mich selbst, die dieses Buch dokumentiert, hat einfach nur noch mehr dunkle Flecken ausgeleuchtet, die aus gutem Grund von mir selbst vormir selbst verborgen waren. Denn neben dem Hass auf die Welt ist nun noch Hass auf mich selbst hinzugekommen.
Klingt jetzt erstmal alles sehr weinerlich und nach Selbstmitleid, aber vielleicht ist das ja auch genau der Kern: Kalendersprüche und Glückskeksmentalität!
Von „Du musst dich selbst lieben um andere lieben zu können“ bis „Nur wer sich verzeiht verzeiht auch anderen“, genau das sind die Weisheiten, die den Nagel auf den Kopf treffen. Wenn man es jetzt nicht als ‚Wortplätzchen‘ hinnimmt sondern mit diesem Satz die Reise in sich selbst antritt, kann man nur gewinnen. Ich weiß nicht wasman gewinnen kann, aber es wird bestimmt lohnenswert ...
Wenn ich mit diesem Buch eine Sache festhalten und transportieren möchte, dann die, dass wir uns mehr mit unserem Spiegelbild befassen sollten. Es ist das einzige, dem wir gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet sind, das einzige, was uns antreiben oder bremsen kann und die einzige Instanz, die über Wohl und Wehe enscheidet. Es hat die Macht uns vor allen Manipulationen (von Religionen über den Kapitalismus bis hin zu den Regeln unseres Zusammenlebens) zu schützen und zu bewahren.
Es verrät uns, was uns antreibt und es sagt uns, was wir alles falsch gemacht haben, ehrlich, direkt und immer verfügbar.
Für mich persönlich befriedigt es sogar den Wunsch nach einem Feindbild.
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